Drehli Robnik
DAS GROSSE TAUMELN: ZU EINER DISSENS-ÄSTHETIK DES ZOMBIEKINOS
Die Zombies, die derzeit wieder gehäuft durchs Kino wanken, sind zwar gehirnlos, aber sie wissen einiges. Zumindest scheinen sie zu wissen, dass sie heute fast routinemäßig als politische Allegorie vermarktet werden: Sie stehen für hemmungsloses Konsumverhalten, für Fremdenfeindlichkeit oder für die schmale Gratwanderung zwischen Zivilisation und Barbarei. Der österreichische Filmtheoretiker Robnik analysiert die Bandbreite der Bildlogiken von Politik im Zombiefilm und setzt sie ins Verhältnis zu anderen klassischen Filmmonstern wie den aristokratischen Vampiren, der würdigen Mumie und dem einsamen Frankenstein. Zombies dagegen sind Massenwesen, zur Politik bestimmte Wesen. So fügt sich im Rahmen einer politischen Filmästhetik ein weiteres Sinnbild hinzu: der taumelnde Zombie steht nun auch für eine radikale Politik der Befreiung. Robnik plädiert demgegenüber für eine Dissensästhetik, eine politische Ästhetik des Streits unvorhergesehener Streitparteien und ohne das Pathos apokalyptischer Großereignisse. Er zeigt zahlreiche Ausschnitte aus unseren Lieblingsfilmen.
Drehli Robnik studierte Film- und Medienwissenschaft und Philosophie in Wien und Amsterdam. Der Filmwissenschaftler und Historiker lehrt(e) im Bereich der Filmtheorie an Universitäten in Wien, Brno, Frankfurt / Main und Potsdam. Er forscht zu den Beziehungen von Film und Politik, Geschichtlichkeit und Krieg, sowie zu Theorien des Horrorkinos. Zu seinen aktuellen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zählen Studien zu Siegfried Kracauer, eine Monografie und ein co-editierter Sammelband zur Film-Philosophie von Jacques Rancière, sowie zur Ästhetik des Horrorkinos, nicht zuletzt zu Zombies und anderen Untoten als (kino)politische Denkbilder in der Filmtheorie. www.ejumpcut.org