Jutta Brückner
IM ZWISCHENREICH DER GEISTER
1973 drehte Jutta Brückner mit «Tue recht und scheue niemand» einen Film über das Leben ihrer Mutter. «Wie man leben soll, weiß man, wenn es vorbei ist», sagte die damals 60-Jährige. Heute lebt sie in einem Pflegeheim, leidet an Alzheimer und erkennt ihre Tochter nicht mehr. Zwei Jahre lang war die Demenz jedoch ein Dasein auf der Schwelle, ein Nicht-mehr/Noch-nicht, das die einfache Abfolge von Leben und Tod unterläuft. Ein Zwischenreich der Geister. Die Entgrenzung, die ihre Mutter zu dieser Zeit in ihren Halluzinationen betrieb, hatte mehr mit Selbstbestimmung zu tun als vieles in früheren Jahren ihrer Existenz, sagt Jutta Brückner heute. Sie reflektiert in ihrer Präsentation das Medium Film als modernen Friedhof der Bilder, der gleichzeitig Medium der Reinkarnation ist.
Jutta Brückner ist Filmemacherin und Autorin von Büchern, Hörspielen und Theatertexten. Sie studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie in Köln, Berlin, Paris und München. Von 1986 bis 2006 war sie Professorin an der Universität der Künste Berlin, seit 2009 ist sie Direktorin der Sektion «Film- und Medienkunst» an der Akademie der Künste. Zu ihren international preisgekrönten Spiel- und Dokumentarfilmen zählen u.a. «Hungerjahre» und «Hitlerkantate». www.juttabrueckner.de