Evelyn Annuß
ZOMBIETHEATER
1969, ein Jahr nach der Premiere von George Romeros «Night of the Living Dead» und der Grenzverschiebung zwischen Leben und Tod im biomedizinischen Diskurs, veröffentlicht Elfriede Jelinek ihren ersten Untotentext «DER FREMDE!». Seitdem wird die Arbeit der österreichischen Nobelpreisträgerin von Pulp-Figurationen des Nachlebens bevölkert, die immer wieder auf Fragen nach den historischen und politischen Bedingungen unserer Lebensform verweisen. Besonders in ihren Theaterstücken nimmt Jelinek die Life Sciences ins Visier und untersucht jene medizinischen Maßnahmen, die heute die Relation von Leben- Machen und Sterben-Lassen neu konfigurieren. Die Theaterwissenschaftlerin Evelyn Annuß beschreibt, wie das Theater, von jeher Ort der Totenbeschwörung, bei Jelinek als eine Art Live-Studies- Laboratory biopolitischer Selbstverständigung angerufen wird.
Evelyn Annuß ist Literatur- und Theaterwissenschaftlerin und Kuratorin. Sie arbeitet zurzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ruhr-Universität Bochum und forscht im Rahmen ihres DFG-Projekts zu chorischen Inszenierungsformen im Nationalsozialismus. Seit mehreren Jahren beschäftigt sie sich u.a. mit der Kulturgeschichte nichtprotagonistischer Darstellungsweisen. 2005 hat sie zu Elfriede Jelineks Theater des Nachlebens promoviert. www.theater.rub.de