Frozen Angels [Dokumentarfilm]

Es ist moralisch nicht vertretbar, heute noch Kinder auf rein biologischem Wege in die Welt zu setzen.
So Bill Handel, kalifornischer Radiomoderator und Inhaber einer Agentur für Leihmütter und Eizellenspenderinnen. Worauf Handel hinaus will, zeigt der Dokumentarfilm „Frozen Angels“: eine obligatorische Anwendung der Techniken der Reproduktionsmedizin. Nicht nur im Fall, dass Leute ohne medizinische Hilfe keine Kinder bekommen können,

sondern präventiv. Damit sollen Erbkrankheiten ausgeschlossen und andere Gefahren, die während Zeugung und Schwangerschaft bestehen, minimiert werden.

Frozen Angels lautet die emotional aufgeladene, metaphorische Bezeichnung für befruchtete menschliche Eizellen, die tiefgefroren für zukünftige Schwangerschaften gelagert werden. (Im Deutschen sind ähnlich liebevolle Bezeichnungen, für diese Frühembryonen geläufig, wie 'Eisbärchen', 'Eisprinzessin' oder 'Schneeflocke'.) Sie sind Handels tägliches Geschäftsmittel. Handel ist eine der Personen, die in dem Dokumentarfilm über die alltägliche Praxis von Samen- und Eizellenspenden, Leihmütterschaften und Reagenzglasbefruchtungen in Kalifornien, einem Mekka der Hightech-Reproduktionsmedizin, portraitiert werden.

Auch wenn in Deutschland nicht das sprichwörtliche anything goes Kaliforniens herrscht, wenn wir wütende, politische, ethische und wissenschaftliche Debatten z.B. über die Legitimität der Präimplantationsdiagnostik (PID) führen, wie seit einigen Monaten, und bestimmte Praktiken, die in anderen Ländern gang und gäbe sind, hierzulande mit ethischen Argumenten verboten werden — Chancen und Gefahren der Reproduktionsmedizin, das technische Kalkül eines medizintechnischen Zugriffs auf Zeugung und Schwangerschaft, sind auch hierzulande längst alltägliche Realität. Die für die heutigen Wohlstandsgesellschaften so charakteristische, durch Wissenschaft und Technik ermöglichte Experimentalisierung der Lebensgrenzen geht im Bereich der Reproduktionsmedizin mit der Kontrollphantasie einher, Risiken könnten minimiert und Chancen maximiert werden. Wie die sozialen Realitäten der verschiedenen Beteiligten in diesem von Züchtungsphantasien, Optimierungsträumen und Eugenik-Argumenten belagerten Feld aussehen, darum geht es in dem Dokumentarfilm, der in einer Koproduktion unter anderem mit dem ZDF-Das kleine Fernsehspiel entstand.



Frozen Angels, D/USA 2010.
Regie: Frauke Sandig und Eric Black
http://www.frozen-angels-der-film.de