Xenotransplantation [Ally McBeal]

Eines der heiß umstrittenen Felder im Umgang mit der Transplantationsmedizin ist die sogenannte Xenotransplantation, also das Einsetzen von lebenden Zellen, Gewebe oder Organen anderer Spezies.

Abb.: Nacktmaus mit einem Tumor, der aus implantierten LNCaP-Prostata-Tumorzellen heraus gewachsen ist.
(Urheber: Singh Jaggi J, Henke E, Seshan SV, Kappel BJ, Chattopadhyay D, May C, McDevitt MR, Nolan D, Mittal V, Benezra R, Scheinberg DA.
Quelle: http://www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0000267.)

Bei Labortieren ist diese Praxis zum Zwecke verschiedenster Arten von Forschungen bereits gang und gäbe. Aber auch für Transplantationen an menschlichen Patienten scheint die Aussicht, nicht mehr auf menschliche Organe angewiesen zu sein, attraktiv. Sowohl aus einer rein medizinischen Perspektive: Weltweit stirbt ein großer Teil der Transplantationspatienten, bevor ein geeignetes Spenderorgan für sie gefunden ist. Als auch aus einer ethischen: Denn so könnte man die rechtlichen, politischen und moralischen Probleme umgehen, die sich aus der Anwendung menschlicher Spenderorgane ergeben. Stichworte: Zweifelhaftigkeit des Hirntodkriteriums, Reduktion des Körper zum Behälter von Organen und Ökonomisierung des Körpers.

Auf der anderen Seite wirft auch die Transplantation von tierischem Material – hier kommen vor allem Schweine und, mit großen Einschränkungen, Schimpansen und Paviane als ‚Spender’ in Betracht – große Probleme auf.

Da sind zum einen die mit der unterschiedlichen Physiologie verbundenen: Die Abstoßungsreaktionen eines Körpers, der ein Organ einer anderen Gattung implantiert bekommt, fallen noch viel heftiger aus als die ohnehin schon nur unter Inkaufnahme hoher Sekundärrisiken zu bewältigenden Abstoßungsreaktionen bei der Einpflanzung des Organs eines anderen Menschen. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko der gattungsübergreifenden Übertragung von Krankheiten oder sogar des Entstehens neuer, möglicherweise extrem gefährlicher Krankheiten.

Darüber hinaus weckt die Vermischung von Mensch und Tier ungute Gefühle oder wird sogar als Skandal empfunden, weil sie eine der fundamentalen kulturbildenden Grenzen infragestellt. Das ‚fremde Herz’ wird möglicherweise als noch fremder empfunden, wenn es noch nicht einmal von einem Gattungsangehörigen stammt. Auf der anderen Seite melden sich auch die Tierschützer zu Wort und wenden sich prinzipiell gegen eine Instrumentalisierung von Tieren als ‚Ersatzteillager’.

Auf eine humorvolle und direkte Art und Weise greift diese komplexe Problematik eine Folge der TV-Serie Ally McBeal auf. Die Kanzlei der Anwältin ist vor Gericht mit einer Frau konfrontiert, die dagegen klagt, dass ihr ohne ihr Wissen (zur Überbrückung, bis ein menschliches Organ verfügbar war) eine Schweineleber eingepflanzt wurde. Ihr Anwalt versucht nachzuweisen, dass der behandelnde Arzt diese Transplantation lediglich aus Eigennutz und zu Forschungszwecken ohne medizinische Indikation vorgenommen habe. Der angeklagte Arzt streitet dies ab und hält dagegen, er habe der Frau auf diese Art das Leben gerettet. Sein Anwalt ruft in seinem Plädoyer dazu auf, auch die Rechte des Tieres zu würdigen, das sein Leben für das der Angeklagten gelassen habe:



Ausschnitt aus: Ally McBeal, TV-Serie, USA 1997-2202, R: David E. Kelley. Episode: 'Schwein gehabt' (im engl. Original: 'Theme of Life'), 1. Staffel, Folge 17.

Weitere Informationen zum wissenschaftlichen Stand und zur Diskussion um die Xenotransplantation:
Stellungnahme der Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer zur Xenotransplantation
Stellungnahme des Bundesverbands Menschen für Tierrechte