TV-Zombies 2.0 - Diary of the Dead [Romero]

Zombies - jetzt auch im Internet.
Jedes neue Medium bringt seine eigenen Gestalten und Monster hervor. Aber jedes neue Medium hat auch seine Vorgänger-Medien zum Gegenstand.

Screenshot einer Seite des Internetvideoportals Youtube mit einem Standbild aus dem Film Diary of the Dead (R: George A. Romero, USA 2007).

Pünktlich zum Auftakt des Zeitalters der Internet-basierten Revolten und Revolutionen lieferte George A. Romero 2007 mit Diary of the Dead, dem fünften Film seiner Zombie-Serie, eine Version, die das Geschehen fast komplett aus subjektiver Digital-Handkameraperspektive erzählt und in Internet-Bildern verdoppelt und vervielfacht. Hauptprotagonist ist ein junger, zunehmend besessener Filmstudent, der in der Zombie-Apokalypse, bzw. in dem Antrieb, gegen das gesteuerte Massenmedium Fernsehen die Wahrheit derselben via Internet zu verbreiten, den Sinn seines Lebens gefunden hat. Für diese Wahrheit ist er bereit, seine Freunde und letztlich auch sich selbst zu opfern.

THE REVOLUTION WILL NOT BE TELEVISED

Fraglich ist nur, wer von dieser Wahrheit am Ende noch profitieren soll. Der Einsatz des Filmstudenten - so kann man Romeros Erzählung jedenfalls kulturpessimistisch, oder sarkastisch, deuten - kommt zu spät. Die dem mörderischen Geschehen gegen die gewohnheitsmäßigen Lügen des alten Herrschermediums Fernsehen mithilfe des neuen, 'basisdemokratischen' Mediums Internet abgetrotzten, authentischen Darstellungen des Geschehens erreichen im Sturm der Zombie-Revolution mit größter Wahrscheinlichkeit keine Adressaten mehr. Außer vielleicht die Medienmaschinen selbst.

Der aufklärerische Gestus, der sich vermeintlich gegen die repressiven Instanzen der alten Ordnung richtet (die im apokalyptischen Geschehen ohnehin dem Untergang geweiht ist), dient - wenn er überhaupt zu etwas dient - einer effizienteren Bekämpfung der Zombie-Gefahr; und arbeitet mithin für die alte Ordnung. Er erweist sich damit als das, was er im Licht der Zombie-Revolutionen immer schon war: als gegenrevolutionär. Der wahre Revolutionär in Romeros Geschichten müsste auf der Seite der Untoten kämpfen...

Hier ein Ausschnitt aus Diary of the Dead, in dem das Filmteam in einem Krankenhaus von Zombies attackiert wird. Der Filmstudent filmt anstatt zu kämpfen. Seine Freundin, die anfangs auf seine Bitte hin ebenfalls eine Kamera führt - und die den ganzen Film, das ist die Rahmenhandlung, nach dem Tod ihres Freundes, aus seinem Material montiert und erzählt -, bekommt fundamentale Zweifel und reflektiert über die Motivation des Aufzeichnens:

Filmausschnitt: Diary of the Dead, R: George A. Romero, USA 2007.