Die Untoten von Nollywood [Pieter Hugo]
(Chika Onyejekwe, Junior Ofokansi, Thomas Okafor. Enugu, Nigeria, 2009
© Pieter Hugo)
Ursprünglich wollte Hugo eine Serie von Fotoaufnahmen an den Filmsets von Nollywood-Produktionen machen. Doch das scheiterte an der knapp bemessenen Zeit und Chaotik der Filmproduktionen. Die Filme werden meist innerhalb von nur ein, zwei Wochen mit sehr geringen Budgets auf Digitalkameras für den heimischen und internationalen DVD-Markt produziert.
(Princess Adaobi. Enugu, Nigeria, 2008
© Pieter Hugo)
"Es braucht nur einen Autounfall, einen Sarg und einen Vampir oder Geist – die bringen Spannung und Action," zitiert die ZEIT einen nigerianischen Filmexperten in einem Text über Hugos Fotoserie [link]. Weil die Idee mit den Filmsets nicht klappte, besorgte Hugo Requisiten und bat die Schauspieler, ihre eigenen Fantasien zu inszenieren.
(Thompson. Asaba, Nigeria, 2008
© Pieter Hugo)
Herausgekommen ist eine Serie, die raffiniert mit den Erwartungen der Rezipienten an Aufnahmen aus Afrika spielt: Einerseits scheinen die surrealen Szenen wie eine Art Hyper-Dokumentarismus das alltägliche Grauen – rücksichtslose Ausbeutung von Bodenschätzen und Menschen, Umweltzerstörung, urbane Gewalt, Armut; das Ganze gepaart mit Okkultismus und Ahnenglaube –, scheinen 'die Wahrheit Afrikas' zu übersteigern auf den Punkt zu bringen.
(Junior Ofokansi, Chetachi Ofokansi, Mpompo Ofokansi. Enugu, Nigeria, 2008
© Pieter Hugo)
Andererseits wird hier, wenn überhaupt etwas, dann die phantasmatische Wahrheit der Filmproduktionen Nollywoods auf den Punkt gebracht; hierin vergleichbar den inszenierten Selbstportraits aus der Serie Untitled Film Stills der amerikanischen Fotografin Cindy Sherman [link].
Die Urheber dieser Untoten Afrikas, das sind wir, die Betrachter.
Alle Bilder der Serie 'Nollywood' sowie die anderen Fotoarbeiten Pieter Hugos können auf der Website des Künstlers betrachtet werden: http://www.pieterhugo.com.
Zur besonderen Funktion und Bedeutung von untoten Gestalten in den Filmproduktionen Nollywoods findet auf dem Kongress am Donnerstag 12.5. ein Gespräch der Filmexperten Husseini Shaibu und Dorothee Wenner statt mit dem Titel 'Ghostly Bliss: The Commercial Powers of Darkness in Nollywood'.
Beide veranstalten zum selben Themenkomplex am Samstag 14.5. auch einen Workshop: 'No Botox needed to stay young - How Nigerian Ghosts remain stylish and trendy'.